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Portal der kroatischen katholischen Gemeinden in Deutschland

Interview mit Michaela Kaniber, Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten der Bayerischen Staatsregierung

Donosimo razgovor s Michaelom Kaniber, Državnom ministricom za prehranu, poljoprivredu i šumarstvo Bavarske državne Vlade koja ima hrvatske korijene. Razgovor objavljujemo na njemačkom jeziku. Prijevod razgovora na hrvatski jezik je objavljen u tiskanom izdanju Žive zajednice za rujan i listopad.

 

  1. Teilen Sie uns einige Informationen über sich mit (Wann und wo Sie geboren wurden, Name der Eltern, Ausbildung, Studium, Familienleben, …)

Sehr gerne: 1977 bin ich in Bad Reichenhall hier in Bayern zur Welt gekommen, nachdem meine Eltern wenige Jahre vorher von Kroatien nach Bayern ausgewandert sind. Meine Eltern Mara und Josip Brekalo stammen aus Aržano/Prisika. Gerne hätte ich als junger Mensch Abitur gemacht und studiert, aber mein Vater hatte damals andere Pläne mit mir. Er wollte, dass ich mich im Gastronomiebetrieb der Familie nützlich machen kann. Deshalb habe ich den mittleren Schulabschluss und anschließend eine Berufsausbildung zur Steuerfachangestellten gemacht. Mit 21 habe ich meinen Mann, einen Polizisten, geheiratet und mit ihm drei wunderbare Töchter bekommen.

  1. Wie verlief Ihr politischer Weg, wer war Ihr Vorbild und wann war der entscheidende Moment für Sie, sich mit der Spitzenpolitik auseinanderzusetzen?

Eigentlich bin ich heute noch manchmal erstaunt, dass ich in der Politik gelandet bin. Das war nie wirklich meine konkrete Lebensplanung. Aber als meine Kinder klein waren, habe ich mich als junge Mutter über die damalige Situation in der Kinderbetreuung und das neue Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz geärgert. Den örtlichen Politikern habe ich meinen Unmut und meine Meinung gesagt. Damals habe ich zur Antwort bekommen: Wenn Du was bewegen willst, musst Du Dich engagieren. Das habe ich dann auch so gemacht. Dass es dann so schnell ging, über Gemeinderat, Kreistag, Landtag bis schließlich ins Kabinett, hätte ich mir so niemals vorzustellen gewagt. Ich sehe meine heutigen Aufgaben mit großem Respekt und bin immer noch sehr dankbar, solche Chancen zur Gestaltung Bayerns und das entsprechende Vertrauen erhalten zuhaben. Wie gesagt bin ich ja nicht wegen eines Vorbilds in die Politik gegangen, sondern wegen konkreter Sachthemen, die mich bewegt haben. Aber unser damaliger Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber und sein damaliger Generalsekretär Dr. Markus Söder haben mich schon sehr beeindruckt und geprägt. Es freut mich sehr, dass Edmund Stoiber und ich immer noch ab und zu im Gedankenaustausch stehen und er mich an seinen Erfahrungen teilhaben lässt. Heute begeistert mich immer wieder aufs Neue, wie entschlossen und mit klarem Ziel unser heutiger Ministerpräsident Dr. Markus Söder dieses Land führt. Er ist ein Multitalent.

  1. Sie stehen im Dienst Bayerns, als Kroatin sind Sie Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in der Bayerischen Staatsregierung. Wie gelingt es Ihnen, Ihre kroatische Identität durch Aktivitäten in der bayerischen Regierung erfolgreich zu verbinden?

Mein kroatisches Naturell hilft mir sehr oft, bestimmte Dinge leidenschaftlich und entschlossen zu vertreten (lacht). Im Ernst, ich glaube, wir Kroaten sind ein sehr warmherziges, heimatverbundenes und gleichzeitig offenes und direktes Volk. Das verbindet uns mit den Bayern, die in diesem Punkt sehr ähnlich sind. Und das kommt mir gerade in den vielen Gesprächen mit Landwirten und Waldbesitzern entgegen. Klare Ansagen, verlässliche Worte und trotzdem menschlich im Umgang sind Eigenschaften, die auch dort sehr geschätzt werden. Es ist mir im Übrigen eine große Ehre, dass unser Ministerpräsident mir 2019 den Vorsitz der bayerisch-kroatischen Regierungskommission übertragen hat. Das ist eine segensreiche Einrichtung, die schon seit über 50 Jahren die gute Zusammenarbeit und Kooperation zwischen allen Ressorts stärkt und ausbaut. Sie ist der Motor unserer Partnerschaft. Es ist mir immer eine Freude, diese beiden wunderbaren Länder zusammenzubringen.

  1. Einer der größten Bayern, Papst Benedikt XVI., sagte: „Die grundlegende Vision aller Kulturen ist: Respekt vor dem, was anderen heilig ist, und in besonderer Weise Respekt vor dem Heiligen im höchsten Sinne, vor Gott.“ Welche Rolle spielen Gott, Glaube und Familie in Ihrem Leben?

Eine sehr große. Meine Familie ist sehr religiös, tief verwurzelt im katholischen Glauben und ich bin es auch. Auf meinem Schreibtisch im Ministerium liegt ein Kreuz und in meinem Dienstwagen ein kleines Fläschchen mit Weihwasser. Und ich bin fest davon überzeugt, dass es Gottes Plan war, dass ich bei meinem schweren Autounfall Ende letzten Jahres relativ glimpflich davongekommen und wieder voll genesen bin.

Unser christlicher Glaube ist das beste Wertefundament, auf das man eine Familie, aber eben auch eine Gesellschaft und einen Staat aufbauen kann. Und das bezieht alle Nicht- Christen mit ein, weil die christlichen Werte eine hervorragende, universell gültige Grundlage für Menschlichkeit, Respekt und Würde, aber auch für Leistungsbereitschaft und positives Handeln sind.

  1. Sie wissen, wie Sie darauf hinweisen können, dass Sie ein Kind der Kroatischen Katholischen Mission sind. Haben Ihrer Meinung nach in dieser Zeit der Globalisierung die kroatischen katholischen Missionen noch ihre Bedeutung und Rolle bei der Bildung der kroatischen Identität sowie der Inkulturation der Kroaten in die deutsche Gesellschaft?

Die Kroatische Katholische Mission hat in den vielen Jahrzehnten ihrer Arbeit sehr hilfreich gewirkt und viele Menschen dabei unterstützt, in der neuen Heimat Fuß zu fassen und Schwierigkeiten zu überwinden. Und Sie leistet das auch heute noch sehr erfolgreich. Eine sehr segensreiche Einrichtung. Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Staats- und Gesellschaftsordnung auch in Zukunft ein christliches Fundament braucht. Das gilt in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung mehr denn je. Denn gerade wegen solcher Megatrends wird es umso wichtiger, starke Wurzeln zu haben. Die Kroatisch Katholische Mission unterstützt die Menschen dabei.

  1. Welche Botschaft soll man an junge Kroaten in Deutschland senden, wie kann man sie zu mehr Beteiligung am gesellschaftlichen und politischen Leben ermutigen?

Den jungen Kroaten möchte ich einfach zurufen, was mir mein Vater immer gesagt hat. Dieses Land, er meinte vor allem Bayern, aber auch Deutschland, bietet uns allen so viele Chancen. Wir sollten dankbar die Möglichkeiten nutzen und das Beste daraus machen. Und wenn wir diesem Land auch wieder etwas zurückgeben, profitieren alle Seiten davon. Wer hier offen auf die Mitmenschen zugeht, dem öffnen sich viele Türen und Wege. Es lohnt sich immer, sich einzubringen. Denn wer sich nicht engagiert, muss sich damit abfinden, dass andere über ihn entscheiden. Und noch nie war die deutsche Gesellschaft so aufgeschlossen gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund wie heute. Unsere Vorgänger hatten es weitaus schwieriger. Und ich kann nur jedem aus eigener persönlicher Erfahrung sagen, dass es sehr viel Lebensfreude bereitet, sich am Miteinander zu beteiligen.

  1. Ihre letzte Nachricht – zögern Sie nicht, wenn Sie eine Nachricht an unsere Leser haben.

Bitte unterstützen Sie alles, was Menschen zusammenbringt. Ob das das Ehrenamt vor Ort ist oder auch der Austausch über Landesgrenzen hinweg. Immer wenn Menschen miteinander reden, ist es besser, als wenn sie nur übereinander reden. Und seien Sie stolz auf Ihre Heimat. Ich sage manchmal scherzhaft: Der liebe Gott muss mich schon besonders liebhaben, dass er mich in zwei wunderbare Heimaten hat fallen lassen – Kroatien und Bayern. Bei allen Sorgen und Problemen, die es hie und da im Alltag geben mag, dürfen wir nicht vergessen, in welch großartigen Ländern wir im globalen Vergleich leben dürfen.

 

Razgovarao Ivan Gavranović

Foto: www.stmelf.bayern.de/ministerium/fotos-der-ministerin/index.html